Besonders seit der Präsidentschaft von George W. Bush äußern sich in den letzten Jahren nicht nur in den USA wieder mehr Musiker zu politischen Themen. Der zugrunde liegende Sachverstand variiert dabei- ähnlich wie beim Rest der Bevölkerung- beträchtlich. Diese Rubrik versucht monatlich einen Überblick über politische Äußerungen von Pop-Acts in den Medien zu liefern.
Die
Frankfurter Rundschau lässt
Wolfgang Niedecken (BAP) in einem ganzen Artikel die Verdienste von Bundespräsident Köhler loben. So habe dieser durch seine Afrika-Politik dafür gesorgt, dass den Problemen dieses Kontinents heute mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als je zuvor. Der Sänger wünscht sich deshalb, dass Köhler 2009 wiedergewählt wird.
Neil Young lästert im Interview mit der
gleichen Zeitung mal wieder über die Bush-Administration. Andererseits glaubt er nicht mehr daran, dass Popmusik heutzutage politisch etwas bewegen könne, es sei deshalb an der Wissenschaft gesellschaftliche Veränderungen hervorzurufen. Er scheint dabei vor allem an die Naturwissenschaft (Stichwort Klimawandel) zu denken. Dies scheint etwas zu kurz gedacht, da die exakten Wissenschaften alleine keineswegs in der Lage, sind normative Fragen hinsichtlich der Richtung sozialen Wandels zu beantworten.
Selbst
Billy Bragg möchte heutzutage lieber über seine persönlichen Songs definiert werden. Im Gespräch mit dem
Stern plädiert er daneben dafür, Fragen der nationalen Zugehörigkeit nicht den Rechten zu überlassen. Ihm schwebt dabei ein Patriotismus vor, welcher keine fremdenfeindlichen Aussagen impliziert, sich nicht gegen andere Länder stellt und auch Migranten miteinschließt.
Im
Faz-Interview mit
Nick Cave beklagt dieser, dass die heutige laissez-faire-Gesellschaft daran Schuld sei, dass Musik weniger begeisternd ist. Dies läge daran, dass es kaum noch Dinge gebe, gegen die man ankämpfen könne.
Dies scheint jedoch keineswegs pauschal zu gelten. So berichtet der
Stern darüber wie
Björk mit dem Pro-Tibet-Song "Declare Independence" während eines Shanghai-Konzerts chinesische Behörden entzürnt hat. Bereits früher habe sich die Sängerin für eine Unabhängigkeit des Kosovos engagiert.
Um den aktuellen US-Vorwahlkampf kommt diese Rubrik natürlich auch diesen Monat nicht herum. Wie die Faz berichtet, kann Obama auf die Unterstützung "weiter Teile des Rhythm & Blues, Hip-Hop und Soul zählen":
Stevie Wonder,
Will Smith und
Usher. Weitere Unterstützer:
Elvis Costello,
Jeff Tweedy (Wilco),
Joan Baez und
Joanna Newsom. Hillary Clinton favorisieren dagegen
Madonna,
Carly Simon,
Tony Bennett,
Barbra Streisand und Überraschung:
50 Cent &
Merle Haggard. Auch
Jon Bon Jovi hat sich
mittlerweile für Hillary entschieden. Weiter wird über Wahlkampf-Musik diskutiert: Clinton hat mittlerweile auf den
Celine Dion-Song, welcher per Abstimmung von ihren Anhängern gewählt wurde (
hier bereits berichtet) verzichtet, zugunsten einer
Bachmann Turner Overdrive-Nummer. Der republikanische Bewerber McCain hätte dagegen gerne Material von
Tom Petty und
John Mellencamp genommen, was von beiden allerdings harsch abgelehnt worden war. Obama greift dagegen bei seinen Auftritten auf alten Soul zurück. Trotz der großen Unterstützung aus dem Hip Hop-Lager wird auf dieses Genre jedoch weitgehend verzichtet. Es wird vermutet, die oft kontroversen Texte könnten die Wahlchancen schmälern.